Snake Junction – Lake Creek 61 km

Rock the roads - Mit dem Fahrrad die Welt entdecken.

Bin um 12.05 Uhr los. Super Wetter, so um die 6°-8°+. Komme gut voran und die Ausblicke sind wie jeden Tag grandios. Als ich nach 32 km über den White River komme mache ich am gleichnamigen RV-Park halt und frage den Eigner nach Trinkwasser. Die nun folgende Reaktion von ihm hätte ich niemals erwartet. „Hier gibt es kein Trinkwasser, du musst 30 Miles weiter fahren, dort kriegst du vielleicht welches.“ Als ich beidrehe kann ich das Schild auf einem der RV- Plätze deutlich lesen: Drinkwater. Offensichtlich will er mir kein Wasser geben! Bevor ich den Campground verlasse, halte ich an einem der Campmobile und frage eine Frau nach Trinkwasser. „Hier im Office, da kannst du… Ich erkläre ihr, dass der Eigner mir keines geben will, so geht sie zurück in ihren Camper, um mir Wasser zu holen. Plötzlich fegt ein Quad um das Wohnmobil, taucht der Eigner auf und rasend vor Wut schreit er mir entgegen „go up from my owen ground you bullshit canadian, you bullshit ciclyst!

Wenn das alles wäre, versucht er mich mit seinem Quad von seinem Platz zu drücken. Das ist eindeutig. Ich hau hier jetzt besser ab! Habe das untrügliche Gefühl, wenn ich auch nur noch einen Moment zögere, zieht der Typ seine Kanone, die an seiner Hose baumelt! Zurück auf dem Highway schaue ich zurück auf seinen Owen Ground. In Reih und Glied wie auf einem Militärexerzierplatz stehen dort alte Militärfahrzeuge, einige Jeeps und ein Panzerspähwagen… mitten in der Wildnis des Yukon!? Zwei Tage später erfahre ich in Destruction Bay, dass der Typ offensichtlich ein US-Amerikaner bekannt ist hier im Yukon für seine aggressiven Avancen gegenüber den Kanadiern. Mir geht das Ganze nicht so richtig auf. Der lebt hier in Kanada, obwohl er die Leute ablehnt… das ist mir unbegreiflich! Jetzt habe ich ein Problem, ich habe nur noch wenig Wasser und nicht vor, heute nochmals über 45 km zurückzulegen. Voller Wut über diesen Ar… fahre ich erstmal weiter Ich muss sehr bald an Trinkwasser kommen! Etwa 3 km weiter kommt mir ein Auto entgegen. Als der Fahrer mich sieht macht er beinahe eine Vollbremsung. Welch göttliche Fügung des Himmels! Kaum angehalten streckt mir der Mann eine Flasche Wasser entgegen. Nahtan heißt der Junge Alaskaner aus Sitka. Er ist ganz aus dem Häuschen und freut sich riesig, dass er endlich einmal auf einen Radfahrer trifft, hier in dieser menschenleeren Gegend. Auf seinem Dachgepäckträger transportiert Nathan sein eigenes Rad und ich freue mich ebenfalls endlich mal wieder auf einen „Genossen“zu treffen.

Nathan gibt mir noch mehr Wasser und informiert mich über den Streckenverlauf der nächsten Tage. Er schenkt mir noch etwas ganz besonderes . Ein Teilchen aus der deutschen Bäckerei in Haines Junction. Dort werde ich natürlich in ein paar Tagen und weiteren etwa 270 km selbst „Einkehr“ halten. Vielen Dank Nathan und für deine Freundlichkeit schenke ich Dir diesen Kölner Karnevalsorden des Prinzen aus dem Jahre 1971. Eine wirklich herzliche Begegnung, die ich nie mehr im Leben vergessen werde! Dafür vergebe ich gerne „meinen Prinzen“. Bei diesem Orden hatte ich nämlich lange gezaudert ihn abzugeben. Bei Nathan ist das mir nicht mehr schwer gefallen und ich habe das erste Mal das Gefühl, dass mein Vater ebenso gehandelt hätte und nichts dagegen einzuwenden hat, Nathan diesen Orden zu schenken. Ich erreiche den Lake Creek-Campground nach 61 km und schlage mein Zelt unweit des Flusses im Kitchen Shelter auf. Aus den Bergen kommen dunkle Wolken. Scheinbar regnet oder schneit es in der Ferne, ich muss mich beeilen, der Wind wird stärker, der Winter naht und mich überkommt ein mulmiges, ein ungutes Gefühl!

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