Rattennest Wilderness Villages – Destruction Bay 55 km

Rock the roads - Mit dem Fahrrad die Welt entdecken.

Und es geht langsam voran. Gegenwind, oh wie ich den jetzt hasse! Im Rattennest habe ich nicht wirklich geschlafen und von Ratten und vom Ersticken geträumt. Trotz Hütte habe ich gefroren. Das erste Mal auf der Tour habe ich starke Rückenschmerzen und meine Beine sind wie gelähmt und das obwohl ich auf einer Matratze geschlafen habe. So komme ich nur mühsam voran. Unterwegs auf einem Parkplatz spricht mich eine Frau auf die Tour an. Interessiert fragt sie mich aus und findet meine Geschichte so wie sie sagt, klasse. Die gebürtige Polin lebt seit 1972 in Montreal. Bevor sie weiterfährt schenkt sie mir noch einen Schokoladenriegel: hm, genau das richtige Futter jetzt. In immer kürzeren Abständen muss ich anhalten und rasten, ich kann kaum noch. Der Gegenwind kostet mich meine letzten Kräfte. Die Tour hat jetzt eindeutig ihre Spuren hinterlassen, ich bin müde geworden und ganz ehrlich, denke ich immer öfter an
mein warmes Zuhause und an meine Heidi. Ein Stück weiter komme ich nach Burwash Landing einer kleinen Siedlung. Nach einem Kaffee in der Lodge fahre ich weiter, will heute noch bis Talbot Arm (Destruction Bay) kommen. Unterwegs begegnet mir ein Auto. Der Mann, ein First Nation dreht das Fenster runter und fragt, ob ich noch genug Trinkwasser hätte. Ja Sir, ich habe noch genug, danke.

Wenige km später erreiche ich Talbot Arm, direkt am Kluane Lake gelegen. Der RV-Park ist fast leer, so frage ich nach einem Platz für mein Zelt. Das junge Mädchen hinter der Theke reagiert offen gestanden ziemlich arrogant und meint nur: „no we dont have tentplaces“! Auch als ich nachhake will sie mir partout keinen Platz geben. Mit solch ausgesprochen unfreundlichem Verhalten habe ich nicht gerechnet. Hier in der Wildnis hat man natürlich eine Monopolstellung mit einer der wenigen Lodges. Trotzdem, was soll das? Ich verstehe das Getue nicht, hat die auch was gegen Radfahrer!? Neben mir steht ein Mann, der das Ganze mitbekommen hat. „Komm lass deine Sachen hier liegen, ich zeige Dir wo Du übernachten kannst“. Offensichtlich hat er keinerlei Verständnis für das arrogante Vorgehen dieser Göre! Sierge ist Franko-Kanadier und arbeitet als Hausmeister und Bauarbeiter hier auf der Talbot Lodge. „Die Kleine hat keine Ahnung von deiner anstrengenden Radtour“ und er kniept mit einem Auge. „So, hier neben unserem Bauzelt kannst Du dir dein Zelt aufbauen Klaus. Wenn irgendwer was will, sag einfach, Sierge hat dir das erlaubt“

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Klasse, denke ich, ein Arbeiter so wie ich es bin, danke Sierge! Sehr freundlich von Dir! Seine Frau ist Hausangestellte und zeigt mir ebenso nett wo ich meinen nassen Schlafsack trocknen, meine Sachen waschen und duschen kann. Für heute bin ich erst einmal gerettet, denn erst in etwa 28 km Entfernung liegt der nächste Campground und ob ich das heute bei diesem starken Gegenwind noch geschafft hätte? Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe gehe ich duschen. Die fünf Dollar dafür zahle ich gerne .Welch eine Wohltat. Bestimmt eine halbe Stunde lasse ich das heiße Wasser über meine kalten Knochen laufen. Ich könnte im Stehen schlafen, ziehe noch meinen heiß trockenen Schlafsack aus dem Trockner und mach mich raus in die Kälte in mein Zelt. Der starke Wind schüttelt mächtig an meinem Unterschlupf, ich drehe meine Dose Schokoladencreme auf, zieh mir ein paar gehäufte Löffel voll davon rein und schlafe ob der Anstrengung des Tages alsbald tief und fest.

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